Nominierung 06: Haggi – „Der Hartmut erobert Amehricka“

Seit mehr als zwanzig Jahren erscheinen die ganzseitigen Strips um den kleinen Hartmut, und auf den ersten Blick scheint gleich klar, warum der Zeichner sie gerne macht: es sind Strips ganz aus Strichmännchen in einer Strichmännchenwelt. Sie lassen sich ziemlich schnell zeichnen.

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Aber mit ihrer radikalen grafischen Vereinfachung haben sie nicht nur eine Vielzahl Online-Strips und Memes vorweggenommen. Der Hartmut ist nicht bloß eine Art Strichmännchen-Califax, der komisch redet bzw. schreibt (in einem Duktus, der alle orthografischen Regeln ignoriert, aber mit System!) und sich schnell produzieren läßt, sondern eine der wandlungsfähigsten deutschen Comicfiguren.
Davon zeugen nicht nur die mehreren hundert Strips – die den Hartmut übrigens zu einer der
umfangreichsten deutschen Comicstrip-Serien machen – sondern auch zwei Taschenbücher mit
langen Abenteuern vom Hartmut, zwei Herr-der-Ringe-Parodien, mindestens ein Bastelbogen und das umfangreiche Haggimon-Suchspiel.
Zeitweilig war der Hartmut das Maskottchen der Comicabteilung des Carlsen-Verlags. Inzwischen scheint er wieder bei seinen Anfängen und ganz bei sich angekommen zu sein: bei Gringo Comics, die seit einigen Jahren das Oeuvre der Hartmut-Strips chronologisch nachdrucken.
Schon die schiere Menge muß beeindrucken. Das würde freilich nicht genügen, die Comics gut zu finden.
Die Hefte und Büchlein vom Hartmut sind Musterbeispiele von Nonsens und absurdem Humor, der durch seine naive grafische Anmutung vordergründig auf der kindlichen Ebene funktioniert (auch Kinder dürften viel Spaß an den manchmal grenzwertigen Kalauern und visuellen Gags haben), aber natürlich zunächst einmal den Humor seines Zeichners und seiner ungefähr gleichaltrigen Zielgruppe bedienen.
In vielen Momenten sind die Comics vom Hartmut sanfte Satire, getragen von elegantem Nonsens, ähnlich den Comics von Goscinny oder den besseren Seiten von MAD. In vielen anderen Momenten sind sie einfach nur Nonsens. Ehe wir uns falsch verstehen: das ist nicht abwertend gemeint. Es gibt in Deutschland zu wenige Nonsens-Comics, und selbst wenn es mehr davon gäbe, wäre der Hartmut einer der besten davon.
Verlag: Gringo Comics, 58 Seiten, 7,90€
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