Das zu Beginn etwas skeptisch betrachtete Kindercomic-Label von Reprodukt hat sich inzwischen zur kreativen Keimzelle des Verlags gemausert.
Hier erscheinen nicht nur die besten Lizenzcomics im Verlagsprogramm (Luke Pearsons fantastische „Hilda“-Comics etwa), sondern auch die schönsten selbstgemachten Sachen. „Q-R-T“ von Ferdinand Lutz. „Kiste“ von Wirbeleit und Heidschötter. „Paula“ von Sandra Brandstätter.
Glaubt man der Biografie im Buch, verdient sie ihr Geld mit Animationen für Kindersendungen wie „Die Sendung mit der Maus“ und „Siebenstein“. Das sind die schlechtesten Adressen nicht, vor allem erstere, die seit Jahrzehnten scheinbar mühelos den Spagat schafft, Kinder und Erwachsene gleichermaßen anzusprechen.
Ein Anspruch, den auch „Paula“ in diesem (dem ersten?) Band erfüllt. Die Geschichte von Paula und ihrem heimlichen Liebesbrief und wie sie im Sommerurlaub in zusehends komischeren Eskapaden zu vermeiden versucht, dass ihre Autorenschaft des Zettelchens öffentlich wird, ist konsequent auf kindertauglichem Niveau erzählt. Die Schilderung des Campingplatzes, auf dem Paula mit ihren Eltern ihren Sommerurlaub verbringt, verlässt nie die Augenhöhe der Protagonistin.
Gleichzeitig übersteigt der Comic den reinen Ansatz kindlicher Naivität, den man bei einer solchen Geschichte vermuten könnte. Brandstätters Darstellung des Urlauberbiotops ist von liebenswerter Detailfreude und durchzogen von einer leichten Nostalgie, die sich wohl eher dem erwachsenen Leser eröffnet. Ihre Gestaltung der Figuren ist liebevoll karikierend, hier und da überziehend, aber nie soweit, dass die Geschichte die Haftung in der Realität verliert.
Damit ist „Paula“ das, was die besten Kindercomics sind: nicht nur für Kinder, die Leser aller Altersschichten ernstnehmend – ein Respekt, den Kinder wie Erwachsene zu schätzen
wissen.
Verlag: Reprodukt, 120 Seiten, 18,00€
http://www.reprodukt.com/
Tumblr: http://brandstaetter.tumblr.com