Nominierung 2015 (4): Peter Puck „Rudi – Fett & komplett“

Dieser Band belegt, wie sehr Peter Puck der Comiclandschaft fehlt. Vor rund zehn Jahren beendete er seine monatlichen „Rudi“-Strips, die davor fünfzehn Jahre in diversen Stadtmagazinen gelaufen waren.

Anfangs noch deutlich geprägt von der Underground-Szene der Siebziger- und Achtzigerjahre, mit deutlichem Sponti- und Anarchohumor, entwickelte Puck die Abenteuer des ewigen Punk Rudi nicht nur grafisch innerhalb weniger Jahre bis in atemberaubende Höhen fort, sondern mehr noch erzählerisch: ausgehend von einem festen Figurenpersonal, wurden die Strips zur Chronik des deutschen Zeitenwandels in den Neunzigerjahren, von galligem, zynischen und tiefschwarzen Humor, der vor allem in den Dialogen zum Ausdruck kam, mit denen Puck jede einzelne seiner penibel durchkonstruierten Seiten zufplasterte.

Kein deutscher Comic vor oder nach „Rudi“ hat die Gagdichte jener Onepager erreicht, die sich in extrem kompakt verstautem und verschachteltem Bild- und Wortwitz zeigte. (Einzig Fils „Didi und Stulle“ kommt dem vielleicht halbwegs nahe.) Puck, schon zu Laufzeiten des Strips erfolgreicher Grafiker, hat sich inzwischen ganz vom Comic losgesagt.

Einziger neuer Beitrag des Buches: eine Rahmengeschichte, in deren Verlauf eine Vielzahl Zeichner Puck Tribut zollen, und die – wie passend! – mit einem leeren Panel endet. Wirtschaftlich ist Pucks Entscheidung im Comicentwicklungsland Deutschland nachvollziehbar. Als Comicfan möchte man jedoch rufen: Herr Puck, kommen Sie zurück, wir brauchen Sie!

rudi-gartenzwerg

 

(Stefan Pannor)

Egmont Comic Collection, 368 S.; € 39,99
http://www.peter-puck.de/pp_home.html
http://www.rudi-comic.de/

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