Nominierung 2015 (3): Thomas Bunk – „Von Berlin Nach New York“

Schon der Tonfall klingt märchenhaft: „Noch vor Berlin, da lebte ich in Hamburg.“

Das „ich“ ist Tomas Bunk, und das Unglaubliche kommt danach: wie er sich vom Berliner Bohemé und Hinterhofkünstler zum international gefragten Illustrator hocharbeitet, der nicht nur dabei war, als sich eine deutsche Underground-Comic-Szene entwickelte, sondern später sogar direkt in Amerika für „MAD“ und Art Spiegelmans „RAW“ arbeitete (was er heute noch tut).

In Deutschland galt Bunk trotz beachtlicher Erfolge in den Achtzigerjahren lange Zeit als vergessen, erst der Abdruck von zwei Staffeln autobiographischer Strips 2008 und 2014 in der FAZ brachte ihn wieder ins Gedächtnis der hiesigen Comiclandschaft. Es sind die Strips, die in diesem Buch gesammelt sind, und sie beweisen Bunk als Bindeglied zwischen amerikanischen Comicrevoluzzern wie Crumb und Shelton einerseits und deutschen Wilden wie dem frühen Volker Reiche und Bernd Pfarr andererseits (beide treten im Band auf), der nicht nur Erstaunliches zu erzählen hat, sondern auch extrem versiert darin ist, es zu tun. Ohne antiquiert zu wirken, atmen die Strips den Geist und die Wildheit der Siebziger- und Achtzigerjahre, gleichzeitig eine erzählerische Frische und Unschuld, die mancher allzusehr durchdachten modernen Graphic Novel fehlt. Ein witziges, konzentriertes, vor allem aber sehr amüsantes Lesevergnügen.

(Stefan Pannor)

Bung-Gartenzwerg

Comicplus+, 64 S.; €9,00
http://bunkart.blogspot.de/

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