Nominierung Oktober 2012: Marie Sann/Kai Meyer „Frostfeuer“

Marie Sann (Illustratorin), Kai Meyer (Autor): „Frostfeuer“, Buch zwei

Nominierung Oktober 2012„Der Winter im Sankt Petersburg des Jahres 1893 ist der härteste seit Menschengedenken, denn ein Unbekannter hat den Herzzapfen der Schneekönigin gestohlen. Doch während vor den Türen des Grand Hotels Aurora Eis und Schnee regieren, hat das junge Mädchen Maus ganz andere Sorgen. Sie putzt Tag und Nacht die Schuhe der Gäste und hat das Gebäude noch nie verlassen. Erst als eine geheimnisvolle Frau in Weiß im Hotel einzieht, wird ihre triste Welt plötzlich aufregend und ziemlich gefährlich. Denn die Schneekönigin, die ohne den Herzzapfen nicht leben kann, ist in die Stadt gekommen, um den Dieb zu finden und zu bestrafen. Und Maus wird in Ereignisse verwickelt, die ihre kleine Welt völlig auf den Kopf stellen.Eine magische Adaption des Bestsellers von Kai Meyer (Seide & Schwert, Wellenläufer), in märchenhaften Bildern erzählt von Shooting Star Marie Sann.“ (Beschreibung bei amazon)
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Eine weitere Adaption eines Romans von Kai Meyer aus dem auch in dieser Hinsicht sehr aktiven Splitter-Verlag: „Frostfeuer“, adaptiert von Yann Krehl, mit den Zeichnungen von Marie Sann. Der zweite Band ist jüngst erschienen.
Es gäbe viel zu loben daran, wie Krehl Meyers mitunter ausufernden Erzählstil auf Comictauglichkeit herunterbricht, dabei möglichst viel Raum zur Visualisierung lässt und hochgradig ökonomische Dialoge schreibt.
Aber „Frostfeuer“ ist, bei allem Respekt, den sich der Skripter hier verdient, vor allem die Marie-Sann-Show. Das wird spätestens klar, wenn die grob am Märchen von der Schneekönigin ausgerichtete Handlung nach dem Prolog im Eispalast in das Sank Petersburg des Fin-de-siècle wechselt, wo sie fast ausschliesslich in einem Nobelhotel spielt.
Wie Marie Sann eine Welt der eklatanten Widersprüche entwirft – das gutbeheizte Hotel gegen das im Schnee versinkende St. Petersburg, der noble Ballsaal gegen die trüben Kammern für das Personal – ist in der Ausführung atemberaubend.
Es ist eine wunderbare Poesie des Erzählens, die den leicht trivialen Plot (armes Waisenkind hilft großer Königin bei der Suche nach einem wichtigen Gegenstand) in ein Märchen verwandelt. Aufsehenerregend vor allem die Farben, das permanente optische Wechselbad zwischen blau-weiss-gehaltenen Schneesequenzen und rotbraunen Innenaufnahmen.
Da stört es auch kaum, dass grade die Hauptfigur etwas zu huschig, großäuig und abgemagert daherkommt, dass Details wie diesen vielleicht doch zu sehr auf der Klaviatur des Kitsches gespielt wird. Auf drei Bände ist die Reihe angelegt, und man darf auf den finalen gespannt sein. (Stefan Pannor)
Splitter-Verlag, 48 S.; € 13,80